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Deutschrap und so #8: Azad – Napalm

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Azads “Napalm” erscheint im Jahr 2000 und ist gewissermaßen ein Einschnitt in der deutschen Rapgeschichte. Sowohl inhaltlich als auch videoästhetisch sprengt der Track das Gewohnte. Er ist härter, dunkler, militanter, wütender. Azad spielt eine wichtige Rolle bei der Etablierung eines neuen Styles, der Hip Hop als Kultur ernster nimmt als die 90er Pop Hip Hop Sachen. Diese etwas nuschelnde Raptechnik hat vorher auch noch niemand so gemacht. 2000 jedenfalls ist das etwas, was so noch nie da war. Ich weiß noch, dass ich dieses Video irgendwann nachts in meinem alten Zimmer sehe, und es mich total flasht. (Ich glaube aber, es war 2001.) Sowas lief immer auf Viva Zwei, wo es zu vorgerückter Stunde so unendlich viel mehr zu entdecken gibt, als auf den anderen beiden Musiksendern, auf denen mehr kommerziell ausgerichtete Popsachen laufen.

Azad, den ich erst durch dieses Video kennen- und schätzen lerne, ist eigentlich ein Hip Hop Urgestein. Ich kenne mich in den Anfangsjahren des Deutschraps nicht wirklich aus, sondern konsumiere bis dahin nur das Musiksender- und Bravoangebot, eben die typischen 90er “Hits”. Es gab ja schon in den Achtzigern eine aufkeimende Hip Hop Bewegung, von der auch Azad Teil war. Er machte sozusagen eine Hip Hop Bilderbuchkarriere, in dem Sinne, dass er diese Kultur wirklich gelebt hat. Er hat die berühmten 4 Säulen des Hip Hops, ja ich würde sagen gemeistert. Angefangen mit Breakdance, über Graffiti und DJing hin zum Rappen. Ich habe ja schon in #1 erklärt, dass die bekannteren deutschen Rapproduktionen bis 2000 einfach sehr glatt, nett und auf-schön produziert waren. Azads Beats waren eben nicht so, sie waren wie hier mit Napalm nicht nett sondern wütender, rauer, fast schon bedrohlich. Zu diesem Zeitpunkt, vor allem mit seinem 2001 erscheinendem Album “Leben”, hat Azad definitiv die fettesten Beats. Einerseits. Anderseits schafft er es aber auch allein mit seinen Beats schon soviel zu erzählen, weil sie eben nicht darauf abzielen möglichst nett oder Pop zu sein, sondern was komplett anderes, neues erzählen. Da hört man die Stadt und die Straße, die Hip Hop Geschichte in den Scratches, Azads Verbundenheit mit dieser Geschichte und man hört echte Melancholie, anstatt den Effekt “Melancholie” wie in den üblichen Popproduktionen. Im Zusammenhang mit dem Video ist dieser Track einer derjenigen die so verdammt gut gealtert sind, weil er auch heute noch genauso funktioniert wie vor 15 Jahren. Sein 2001er Album “Leben” sei ausdrücklich zur Anschaffung empfohlen, das war definitiv ein Meilenstein und viele heutige Rapper schwärmen zu Recht davon.


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